Geislinger Zeitung - 03. Juli 2012
Autor:  Roderich Schmauz

Die Biogasanlage bei Türkheim, die aus Lebensmittelresten Gas, Strom, Wärme und Dünger gewinnt, ist offiziell eingeweiht worden. Umweltminister Franz Untersteller lobte das "eindrucksvolle Projekt" .

Nach eineinhalb Jahren Bauzeit ist gestern im interkommunalen Gewerbepark Schwäbische Alb bei Türkheim die Biogasanlage eingeweiht worden, in die Schradenbiogas, eine Tochter des Handelskonzerns BayWa, zwölf Millionen Euro investiert hat. 40.000 Tonnen Lebensmittelreste sollen dort pro Jahr vergärt werden, unter anderem, um daraus Strom zu gewinnen - genügend für 3000 Haushalte.

Die Biogasanlage stehe beispielhaft für das Bestreben nach Klimaschutz und einer nachhaltigen Energieerzeugung, sagte der baden-württembergische Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) am Montag bei der Einweihung vor rund 150 Gästen. Bei der Energiewende wolle das Land eine Vorreiterrolle übernehmen, auch mit Blick auf neue Märkte. Untersteller erläuterte die ambitionierten Ziele der grün-roten Landesregierung, die bis 2020 den Anteil des Stroms aus erneuerbaren Quellen auf 38 Prozent verdoppeln will. Bei der Bioenergie gilt es nach den Worten des Ministers, die Potenziale zu nutzen. So würden bisher erst 27 Prozent der Bioabfälle energetisch verwertet.

In der Türkheimer Anlage werden nur Lebensmittelabfälle verarbeitet. Das setze eine anspruchsvolle Technologie voraus, sagte Untersteller mit Blick auf Hygiene und Verpackungen. Schradenbiogas sei willkommen gewesen im Türkheimer Gewerbegebiet - "keine Selbstverständlichkeit". Diesem Vorteil steht nach Einschätzung des Ministers ein Nachteil gegenüber: Weil bisher die einzige Ansiedlung im Gewerbegebiet, ist die Abwärme der Anlage nicht voll nutzbar.

Oberbürgermeister Wolfgang Amann hob hervor, welch hoher Energieanteil im Raum Geislingen bereits durch Windkraft und Fotovoltaik erzeugt wird. Er erinnerte Untersteller aber auch an das gescheiterte Holzvergasungs-Pilotprojekt beim Gewerbepark. Wegen in Höhe geschnellter Holzpreise rechnete es sich nicht mehr, das Land wiederum wollte über den Staatsforst nicht Holz subventionieren.

Vorstandsmitglied Roland Schuler stellte die BayWa vor, das sich vom genossenschaftlichen Landwirtschafts- und Brennstoffhandel zum internationalen Handelskonzern mit 17 000 Mitarbeitern gewandelt habe. Ein Standbein seien Wind- und Solarparks - sowie Biogasanlagen. Diese vierte Biogasanlage von Schradenbiogas sei die modernste Anlage in ganz Deutschland, sagte Geschäftsführer Christoph von Jan. Schradenbiogas habe als Pionier eine Technologie entwickelt, um nicht nachwachsende Rohstoffe zu vergären, sondern entsprechend dem Kreislaufgedanken nur organische Abfälle.